Schwälmer Hochzeitsstühle sind beliebte Sammlerobjekte und deshalb äußerst rar. Sie sind prächtig gearbeitet, reich dekoriert mit den typischen Schwälmer Motien Tulpe, Herz und Stern und farbig gefasst.
Um so mehr freute sich das Schwälmer Dorfmuseum Holzburg über eine großzügige Schenkung des Eichsfeldmuseums in Bad Heiligenstadt, die jetzt zwei herausragende Exemplare von Hochzeitsstühlen an
das Schwälmer Dorfmuseum abgaben.
Datiert sind die beiden Prachtexemplare, die sich weitgehend im originalen Zustand befinden, auf "1828 und "1874".
Hochzeitsstühle sind keine Sitzmöbel, sie haben eher eine juristische Funktion und kommen nicht nur in der Schwalm vor. Die Schwälmer Hochzeitsstühle sind allerdings besonders reich dekoriert. Sie dienen als Symbol für einen Neuzugang (Hochzeit) in einer Familie und können für Bräute, aber ebenso auch für einen Bräutigam angefertigt werden. Meist sind Namen und Jahreszahl in die trapezförmige Rückenlehne eingeschnitzt. Sollte die Ehe nicht funktioniert, wird dem Neuzugang kurzerhand "der Stuhl vor die Tür gesetzt."
Hochzeitsstühle gehören "stuhltechnisch" gesehen zur Kategorie der Pfostenstühle.
Der ältere Stuhl aus Heiligenstadt stammt aus Wasenberg und weist die Besitzerinschrift "MARTHA LIESABETHA KREIN IN WASENBERG" auf. Eine äußerste Seltenheit ist, dass sich auch der Hersteller "JACOB/RASNER/ANNO/1828" in Künstlermanier auf dem Stuhl verewigt hat. Im Schwälmer Jahrbuch 1991 hat Gerhard Seib einen Aufsatz über die beiden Brautstühle im Eichsfelder Heimatmuseum zu Heiligenstadt veröffentlicht.
Das Schwälmer Dorfmuseum Holzburg, in dessen Besitz sich bereits ein prachtvoller Hochzeitstuhl von 1827 befindet, ist sehr stolz darauf zwei weitere "Brautstühle" in seinen Bestand aufnehmen zu können.
Unser herzlicher Dank geht an Herrn Dr. Müller vom Eichsfeldmuseum in Bad Heiligenstadt für die Schenkung.
Herzlich bedanken möchten wir uns auch bei Frau Dr. Regina Löneke vom Hessischen Museumsverband in Kassel, die den "Deal" eingefädelt hat.
Der Vorstand des Schwälmer Heimatmuseums nutzte die Gelegenheit mit dem Abholen der Stühle eine Exkursion nach Bad Heiligenstadt zu verbinden und wurde von Museumsleiter Dr. Müller persönlich
durch die Räume des Eichsfeldmuseums geführt.